Milch & Fleisch

Allgäuer Milch &
Fleisch gehören
zusammen

Warum ist es so schwierig Bio-Milchviehkälber in der Region großzuziehen?

Trotz vielfältiger Bemühungen von Bio-Landwirten, Verbänden und Vermarktungsinstitutionen ist die Vermarktung der Bio-Kälber in die Intensivmast noch immer die Standardvermarktung. Wenn es am Willen nicht liegt, woran liegt es dann?

Aufzuchtkosten

Als größte Herausforderung sind sicherlich die Aufzuchtkosten der Bio-Milchviehkälber zu bezeichnen. Ein Bio-Kalb muss mindestens drei Monate mit Vollmilch getränkt werden. Nach drei Monaten, wenn das Kalb dann auf einen Mastbetrieb wechseln kann, ist es so teuer geworden, dass ein Mäster zu heutigen Vermarktungspreisen seine Kosten nach 18-24 Monaten Aufzucht, nicht decken kann. Die einzige sinnvolle Stellschraube an der hier gedreht werden kann, ist ein höherer Preis für Bio-Rindfleisch. Eine Chance für Verbraucher aktiv an einer Systemänderung der Lebensmittelproduktion mit zu wirken.

Zucht von Milchrassen – Milchleistung

Die Spezialisierung der Höfe hatte zur Folge, dass auch im Bio-Bereich immer stärker auf Milchleistung zulasten von Fleischleistung gezüchtet wird, oder sogar reine Milchrassen eingesetzt werden. Diese produzieren mehr Milch, deren Kälber eignen sich jedoch weniger zur Mast. Es macht Sinn, wieder vermehrt sogenannte Zweinutzungsrassen- oder Typen einzusetzen. Bei ihnen sind Milch- und Fleischleistung im Einklang. Das bedeutet, dass die Kühe genügend Milch geben und die Kälber dennoch wirtschaftlich gemästet werden können.

Geiz ist geil

Nicht nur die Ernährungsgewohnheiten haben sich verändert. Auch der Bezug zu Landwirtschaft, zu Nutztieren oder zu tierischen Produkte. Mit der Entfremdung zur Landwirtschaft begann auch die Entfremdung zu den Nutztieren. Nicht vielen Verbrauchern ist bewusst, dass für ein Steak ein Tier sterben musste. Dass heute die Herkunft eines Steaks weniger wichtig ist, als die Marke des Grilles auf dem es gebrutzelt wurde, unterstützt Landwirtschaftssysteme die auf reine Effizienz ausgerichtet sind.

From nose to tail

In unserer Wohlstandgesellschaft haben sich die Ernährungsgewohnheiten sehr verändert. Wurden vor 30-40 Jahren noch alle Teile der Tiere gegessen, kommen heute in der Regel nur Steak, Filet und Hackfleisch auf den Herd. Auch sind wir es gewohnt, dass heute alles jederzeit verfügbar ist. Dies führt dazu, daß es kaum mehr Vorratshaltung gibt. Kleinere Initiativen oder Bauern können bei diesen Trends nicht mithalten, da die Tiere auf einmal verkauft werden müssen und mehr als Steaks & Co. abwerfen.

Unsere Höfe

Auch in der Bio-Landwirtschaft haben sich die Bauernhöfe zu Spezialbetrieben entwickelt. In der Regel werden Kälber die nicht zur Nachzucht auf den Höfen bleiben, mit 2-6 Wochen in die konventionelle Mast verkauft. Für unsere Höfe die aus diesem System aussteigen wollen und ihre Kälber in die regionale Mast abgeben möchten und daher ihre Kälber bis zu drei Monaten behalten müssen, stellen sich bezüglich Stallbau, Platzangebot und Arbeitstaufwand große Herausforderungen. Dummerweise läßt sich dies aktuell wirtschaftlich nicht abbilden.

Markt für Biomilch und Biofleisch entwickeln sich unterschiedlich

Der Biofleischmarkt kann mit dem positivem Wachstum des Biomilchmarktes nicht mithalten. Das bedeutet, dass die Kunden gerne Bio-Milch kaufen, jedoch beim Kauf von Bio-Rindfleisch zurückhaltend sind. Die Folge ist, dass Bio-Kälber in die konventionelle Mast verkauft werden müssen. Laut einer Berechnung fällt bei der Produktion von 1l Bio-Milch, ca. 25g Bio-Rindfleisch an*. Solange Biokunden also gerne zur Biomilch aber nicht zum Biofleisch greifen, und auch nicht bereit sind höhere Preise für Biofleisch zu bezahlen, läßt sich die Situation nicht ändern.

*Quelle: „Nur mit Fleisch: Grünland nutzen und erhalten“, Ulrich Mück, Lebendige Erde Juni 2020, Tabelle 4

Fehlende regionale, handwerkliche Schlachtstätten

Fehlende Mitarbeiter, die EU-Gesetzgebung und das veränderte Kaufverhalten der Kunden haben in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass immer mehr handwerkliche Schlachtstätten dicht gemacht haben. Die Schlachtung findet heute überwiegend in professionalisierten Schlachthöfen statt. Sollen Fleischprodukte über den LEH abgesetzt werden, führt in aller Regel der Weg am Schlachthof nicht vorbei.

Was ist die Lösung? Esst mehr Allgäuer Weiderindfleisch

Seit 2-3 Jahren beginnt sich in der Region etwas zu bewegen. Immer mehr kleine regionale Initiativen und bäuerliche Direktvermarkter brechen das festgefahrene System auf. Viele Bauern können und wollen ihre Kälber nicht mehr zu Dumpingpreisen weit außerhalb unserer Region verkaufen. Es beginnen sich bäuerliche Kooperationen zu bilden und immer öfter versuchen Mutterkuhhalter ihre Kühe als Ammen „umzuschulen“ um Kälbern aus Milchviehbetrieben eine neue Heimat zu geben. Probieren Sie es einfach und suchen Sie noch heute Ihren Allgäuer Direktvermarkter und unterstützen Sie die Allgäuer Initiativen.